Zukunftsorientiert, komfortorientiert und inklusiv

„Reinkommen – Durchkommen – Drankommen“! Unter diesem Motto fand das frisch überarbeitete und aktualisierte Modul „barrierefrei“ letzte Woche in Bad Arolsen statt. In den Räumen der Firma Hewi GmbH konnten die Teilnehmer an Tag 1 am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, sich mit Einschränkungen durch den Alltag zu bewegen. Diese Selbsterfahrung im Rollstuhl, mit dem Rollator oder in einem Altersanzug öffnete den Teilnehmern die Augen über Barrieren, die man als gesunder Mensch gar nicht als solche erkennen würde: So war schon eine Schwelle von 2 Zentimetern nicht mehr ohne fremde Hilfe zu überwinden. 

Barrieren im Alltag; Foto: VDS
Barrieren im Alltag; Foto: VDS

Die Dozentin Frau Dr. Gurk machte aber auch sehr deutlich, dass das nicht nur ein Thema von Krankheit und/oder Alter ist, auch für Kinder und junge Erwachsene ist ein „Komfort-Bad“ ein großes Stück Lebensqualität. Zumal das Bad in der Regel von mehreren Familienmitgliedern genutzt wird und somit auf die Bedürfnisse aller Nutzer zugeschnitten sein muss. Deshalb geht es im privaten Bereich – anders als bei öffentlichen Bauten – nicht nur um die reine Beachtung von DIN-Vorschriften.

Dass ein barrierefreies Bad keinen „Krankenhauscharme“ haben muss, war Schwerpunkt des zweiten Tages des Moduls „barrierefrei“. Der Dozent Hans-Peter Matt, selbst seit einem Autounfall im Rollstuhl, bezeichnet sich als „gelebte Inklusion“ und stand als solche im ersten Teil des Seminars offen für Fragen zur Verfügung. Dadurch kam es zu u. a. zu den ungeahnten Erkenntnissen, dass ein Stützklappgriff nicht automatisch in jedes barrierefreie Bad gehört oder wann ein verlängertes WC sinnvoll sein kann und wann nicht. Auch, wie man eventuell sensible Fragen an den Kunden richtet und was hierbei zu beachten ist.

Hans-Peter Matt, Foto: VDS
Hans-Peter Matt, Foto: VDS

Im zweiten Teil waren die Teilnehmer aufgefordert, für unterschiedliche Kunden Bäder so zu planen bzw. umzuplanen, dass sie den Anforderungen aller Nutzer gerecht werden. Dass man hierbei oft an Grenzen stößt, was räumliche Gegebenheiten anbelangt, lies sich leider nicht vermeiden. Hier sind Lösungen gefragt und in teilweise hitzigen Diskussionen auch gefunden worden – meistens. Denn hier gilt ebenfalls: Ohne Kompromisse geht es nicht immer! 

Suche nach Lösungen; Foto: VDS
Suche nach Lösungen; Foto: VDS

Ein Resümee zu den beiden Tagen von Myriam Klettenhammer von der Kraler GmbH:

Im vierten Kursblock beschäftigten wir uns mit dem spannenden Thema „barrierefreie Bäder“. Am ersten Tag lernten wir in den Schulungsräumen der Firma HEWI bei Frau Dr.med. Stefanie Gurk, welche Grundsätze man beachten muss, um ein barrierefreies Bad so komfortabel und ansprechend zugleich planen zu können. Dabei ist der Begriff „Barrierefrei“ nicht immer allein auf Menschen mit Behinderungen bezogen, ein zukunftsorientiertes Bad sollte von Grund auf einige wichtige planerische Grundregeln beinhalten.

Mit Hilfe des „Handicap-Dress“ konnten wir anschließend „am eigenen Leib“  testen, dass bestimmte Einschränkungen beim Menschen eine besonders genaue und anspruchsvolle Badgestaltung  erfordern.

Am zweiten Tag lernten wir Herrn Hans Peter Matt kennen. Er selbst hat als Rollstuhlfahrer einige Hindernisse in seinem Leben überwinden müssen  und konnte uns  dadurch sehr gut erklären, welche Voraussetzungen man in einem Bad schaffen muss, um sich als Mensch mit einer Behinderung wohl zu fühlen.

Die beiden Tage waren für mich sehr lehrreich, ich konnte mir besser vorstellen, was es heißt mit einer Behinderung leben zu müssen und habe dadurch die theoretischen Planungsgrundsätze viel besser verstehen können.

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